An der Greifvogelstation Berg am Irchel werden jährlich eine grosse Zahl von nestjungen Greifvögeln, Falken und Eulen eingeliefert. Sie werden durch unser Team untersucht, medizinisch versorgt und von Hand aufgezogen, bis sie als ausgewachsene Vögel in die Natur entlassen werden. Wir sind überzeugt davon, dass Jungvögel nicht nur von ihren natürlichen Eltern lernen können und sie auch mit der Aufzucht in menschlicher Obhut gute Chancen haben, um in der freien Natur zu überleben.

Wiederfunde bisher einzige Nachweismethode
Unser Pflegeerfolg ist schwierig zu beweisen. Wir können zwar bei unserer Arbeit beobachten, wie die Jungvögel aufwachsen, wie sie dank unserer Methode menschenscheu bleiben und von alleine anfangen zu fliegen und zu jagen. Wir wissen anhand von Wiederfunden beringter, handaufgezogener Turmfalken, dass sogar die Aufzucht aus dem Ei erfolgreich sein kann. Da die Wahrscheinlichkeit des Wiederfundes eines in unserer Station beringten und freigelassenen Vogels aber unter 10% liegt, können wir nur selten nachweisen, dass unsere Praxis zur erfolgreichen Auswilderung führt. Mit der Besenderung wollen wir nun neue Daten sammeln, um herauszufinden, ob und wie gut die von Hand aufgezogenen Turmfalkenjungen überleben.

Nachverfolgung zum Wohlergehen der Tiere
Mit der Besenderung erweitern wir die Nachverfolgung von freigelassenen Turmfalken. Wir können zu jedem Zeitpunkt ihren ungefähren Aufenthaltsort und somit ihren Überlebensstatus abrufen und erhalten Einblick, wie sie sich bewegen und zurechtfinden. Die Methode wird weltweit auch für wissenschaftliche Untersuchungen zu Wildvögeln eingesetzt. Parallel zum Projekt der Greifvogelstation, forscht das Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie im Rahmen eines europaweiten Projekts zusammen mit der Vogelwarte Sempach und anderen Institutionen mit derselben Methode wildlebende Turmfalken. Daten, die später für das Projekt der Greifvogelstation als Vergleichsgrundlage genutzt werden können. Das Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie unterstützt uns mit Know-How in der Projektplanung, der technischen Durchführung und in der Datenauswertung.

Erste Signale zeigen die ungefähre Flugroute
Jetzt haben wir die ersten drei Turmfalken, die verletzt in die Greifvogelstation gebracht wurden und die wir gesund gepflegt haben, vor ihrer Freilassung nicht nur beringt, sondern auch besendert. Zwei der Sender sind aktiv und schicken jeden Nachmittag ein Signal an den nächstgelegenen Sendemast. Über eine App des Max-Planck-Instituts konnten wir bereits feststellen, dass sich der eine Turmfalke noch immer zwischen Schaffhausen und Winterthur bewegt, der andere aber schon bis Olten geflogen ist. Vom dritten besenderten Turmfalken fehlt bisher jede Spur. In der kommenden Woche werden wir weitere besenderte Turmfalken freilassen. Natürlich würden wir uns freuen, wenn wir den Wert der Aufzucht von Turmfalken mit diesem Projekt belegen könnten!


Aufzeichnungen der Flugrouten unserer ersten besenderten Falken.