Orang-Utan-Schutzprogramm
Jedes Jahr fallen mehr als eine Million Hektare Regenwald legalem oder illegalem Raubbau zum Opfer. Die Orang-Utans verlieren damit ihren Lebensraum und gelten als vom Aussterben bedroht. Wir kämpfen seit bald 30 Jahren direkt vor Ort für den Erhalt der «Wald-Menschen», für den Schutz ihres Lebensraums, den tropischen Regenwald und für den Aufbau einer nachhaltigen Lebensgrundlage für die lokale Bevölkerung.
Das wollen wir erreichen
Stabile und gut vernetzte Orang-Utan-Populationen und langfristig intakte Regenwald-Ökosysteme auf Sumatra.
Wo wir arbeiten
Das Leuser-Ökosystem ist die Heimat für ungefähr 13’200 Orang-Utans – und damit für 85% der noch verbleibenden Sumatra-Orang-Utans. Das 2.6 Mio. Hektare grosse Ökosystem liegt in den indonesischen Provinzen Aceh und Nord Sumatra. Es ist eines der grössten noch intakten, zusammenhängenden Regenwaldgebiete in Südostasien und der letzte Ort der Welt, an dem sich bedrohte Tierarten wie Orang-Utans, Nashörner, Elefanten und Tiger einen Lebensraum teilen.
Das 133’000 Hektare grosse Batang Toru-Ökosystem liegt in der indonesischen Provinz Nord Sumatra und ist Heimat der im Jahr 2017 als eigene Art definierten Tapanuli-Orang-Utans. Forscher schätzen, dass sich der Bestand dieser neuen Menschenaffenart nur noch auf etwa 800 Individuen beläuft. Der Hochlandregenwald von Batang Toru bietet aber auch Sumatra-Tigern, Malaienbären, Tapiren und vielen anderen bedrohten Tierarten einen Lebensraum.
Das Ulu Masen-Ökosystem liegt in der indonesischen Provinz Aceh, am nördlichsten Rand von Sumatra. Das 738’000 Hektare grosse, oft hügelige Regenwaldgebiet grenzt an das Leuser-Ökosystem. Im Jantho Pine-Forest Nationalpark, einem stark geschützten Regenwald inmitten des Ulu Masen-Ökosystems liegt unsere Orang-Utan-Auswilderungsstation. Das Ökosystem ist ausserdem Lebensraum der grössten noch bestehenden Populationen der vom Aussterben bedrohten Sumatra-Tiger und Sumatra-Elefanten.
Was wir konkret tun
Regenwald-Schutz: Leuser-Ökosystem
Regenwald-Schutz: Batang Toru-Ökosystem
Regenwald-Schutz: Ulu Masen Ökosystem
Umweltbildung
Erfolge
- 450 Orang-Utans haben wir aus illegaler Gefangenschaft befreit, in unserer Station medizinisch behandelt und auf die Auswilderung vorbereitet.
- 345 Orang-Utans konnten wir nach der Rehabilitierung in den Wäldern rund um die Auswilderungsstationen Jantho und Jambi wieder ansiedeln. Damit schaffen wir neue, stabile, sich selbsterhaltende Orang-Utan-Populationen in geschützten Wäldern, wo die Grossen Menschenaffen bereits ausgestorben waren.
- 88’000 Hektare Regenwald in Batang Toru wurden zum Schutzwald erklärt - nach jahrelanger Lobbyarbeit durch uns und unsere Partner. Damit sind wir dem Schutz der Heimat der letzten Tapanuli-Orang-Utans einen grossen Schritt näher gekommen.
Welche Wirkung wir erzielen wollen
Die Fragmentierung der Regenwälder, die nach dem Bau von Strassen oder Siedlungen zurückbleiben, ist eines der grössten aktuellen Gefahren für das Überleben der Orang-Utans und vieler anderer bedrohter Arten auf Sumatra. Wir arbeiten darauf hin, dass geschützte Regenwaldgebiete vergrössert werden, neue unter Schutz gestellt werden und dieser Schutz auch wirkungsvoll durchgesetzt wird. Weiter engagieren wir uns dafür, Orang-Utan-Populationen zu vergrössern und miteinander zu vernetzen.
Nach wie vor gehören der illegale Handel mit Orang-Utans und das Töten der Grossen Menschenaffen zu den grossen Problemen im Kampf gegen ihr Aussterben. Meistens sind sie auf einen sogenannten Mensch-Tier-Konflikt zurückzuführen. Wo der Lebensraum für Wildtiere schwindet, eskalieren solche Konflikte nicht selten in Gewalt. Wir arbeiten mit verschiedenen Massnahmen daran, diese Konflikte zu entschärfen und bemühen uns darum, dass die indonesischen Naturschutz-Gesetze konsequenter umgesetzt werden.
Abholzung und Degradierung von Regenwald und die darauf folgende Umwandlung in Agrarflächen stellen die grösste Bedrohung für den Orang-Utan, die Artenvielfalt und die Lebensgrundlage vieler Menschen dar. Sowohl die lokale Bevölkerung wie auch private Unternehmen sind Treiber solcher Prozesse.
Wir unterstützen deshalb lokale Gemeinschaften dabei, neue Einnahmequellen zu erschliessen, in dem sie Produkte anbauen, welche die biologische Vielfalt fördern. Damit verbessert sich ihre Lebensgrundlage und sie haben es weniger nötig, den Regenwald auszubeuten. Zudem unterstützen wir private Unternehmen darin, ihre negativen Auswirkungen auf das Ökosystem und die Artenvielfalt zu verringern. Gelingt dies, haben wir eine Chance, einen langfristigen Schutz für den Orang-Utan und seinen Lebensraum zu erreichen.
Aufgrund von Mensch-Tier-Konflikten und dem illegalen Wildtierhandel werden viele Orang-Utans aus ihrem ursprünglichen Lebensraum gerissen. Auch wenn sie dies überleben, vegetieren sie oft fehlernährt und kognitiv verarmt in viel zu kleinen Käfigen als Haustiere dahin oder müssen Menschen in Shows und illegalen Zoos unterhalten. Viele Orang-Utans geraten auch durch Abholzung und Zerstückelung des Regenwaldes oder durch die Umwandlung in Plantagen in Situationen, die für sie tödlich enden würden, wenn man sie nicht evakuierte. Wir sensibilisieren die lokale Bevölkerung dafür, wie sie sich im Konfliktfall verhalten kann, um sich und die Tiere nicht zu gefährden. Wir retten und rehabilitieren Orang-Utans und wildern sie wieder aus. Und wir sorgen für eine langfristige Lösung für diejenigen Tiere, die nicht mehr selbständig im freien Regenwald leben können.
Um wirkungsvolle Strategien zum Schutz von Orang-Utans zu entwickeln und die Unterstützung der lokalen Bevölkerung und von Behörden zu bekommen, braucht es wissenschaftlich fundiertes Wissen über die Orang-Utans und ihre aktuelle Situation. Wir bauen daher aktiv solches Wissen auf, durch eigene wissenschaftliche Arbeit, Langzeit-Monitorings oder durch die Infrastruktur, die wir nationalen und internationalen Wissenschaftlern zur Verfügung stellen. Ausserdem teilen wir dieses Wissen mit vielen verschiedenen Anspruchsgruppen – vom lokalen Bauern, über das Schulkind zum nationalen Behördenvertreter.
Dr. Ian Singleton
Senior Advisor
Partner
YEL ist unsere Schwesterstiftung auf Sumarta. YEL ist verantwortlich für die Umsetzung des SOCP vor Ort.
Das SOCP wird auf der Basis einer Vereinbarung (MoU) von unserer Schwesterstiftung YEL mit dem Indonesischen Amt für Naturschutz betrieben.