Eulen – Meister der Tarnung

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Die meisten Eulen sind friedfertig, sie vermeiden lieber den Feind als dass sie die Konfrontation suchen. Entsprechend haben sie verschiedene Strategien entwickelt, um sich vor tagaktiven Vogelarten wie Krähen oder Hähern zu schützen. Am liebsten verstecken sie sich aber und benehmen sich tagsüber möglichst unauffällig, um kein Aufsehen zu erregen.

Eulen – Meister der Tarnung

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Die meisten Eulen sind friedfertig, sie vermeiden lieber den Feind als dass sie die Konfrontation suchen. Entsprechend haben sie verschiedene Strategien entwickelt, um sich vor tagaktiven Vogelarten wie Krähen oder Hähern zu schützen. Am liebsten verstecken sie sich aber und benehmen sich tagsüber möglichst unauffällig, um kein Aufsehen zu erregen.

Wenn Vögel «hassen»

Manchmal lässt es sich am Himmel beobachten, wie eine Gruppe Vögel einen einzelnen Vogel vertreibt, in dem sie ihn angreift und ihm unter lautem Gezeter die Flugbahn abschneidet und abdrängt. Das kann unter Umständen zu einem regelrechten «Mobbing» ausarten und unschöne Konsequenzen für den gehassten Vogel haben. «Hassen» ist denn auch die Bezeichnung für dieses vogelspezifische Verhalten. Je grösser eine Eule ist, die sich tagsüber zeigt, desto grösser sind auch die hassenden Vogelarten, die sie bedrängen. Wenn sich also ein Waldkauz am Tag blicken lässt, wird er vorwiegend von Amseln und Hähern geplagt, ein Uhu hingegen wird von Krähen, Elstern und sogar von Mäusebussarden vertrieben. Diese Stresssituation versuchen Eulen zu vermeiden und haben dafür verschiedene Strategien entwickelt.

Gut versteckt haben Eulen ihre Ruhe

«Wie keine andere Eulenart wagt sich die Schleiereule in die Nähe menschlicher Behausungen und weiss diese für ihre Zwecke zu nutzen», schrieben wir in einem Artikel über diese gefiederten Schönheiten. Im Winter übernachten sie nämlich mit Vorliebe in freistehenden Scheunen und Schöpfen (siehe Web-News vom Juni). Da müssen sie sich tagsüber gut verstecken können, wenn Gefahr droht, gerade auch wegen ihres hellen Gefieders. Schleiereulen können sich in kleinste Nischen drücken und so in Balkenverstrebungen von alten Scheunen fast gänzlich verschwinden. Wie alle Eulen fliegen sie lautlos und ausserdem besonders geschickt durch das Balkenwerk in ihrem Winterversteck. So bleiben sie von den streunenden Katzen auf dem Hof unbemerkt und haben ihre Ruhe.

In unserer Flugvoliere für Eulen versuchen sich die Schleiereule und der Waldkauz hinten in den Ecken zu verstecken.

Ein geflecktes Gefieder ist die beste Tarnung

Auf die tarnende Wirkung ihres Federkleides als Strategie verlässt sich zum Beispiel der Habichtskauz. Sein Äusseres verschwindet fast gänzlich in der Struktur der Baumrinde, wo er seine Bruthöhle einrichtet (Titelbild). Der Waldkauz hingegen versteckt sich in der Baumkrone und schmiegt sich an den Stamm, wenn er sich verstecken will. Auch er verschmilzt bis zur Unsichtbarkeit mit seiner Umgebung. Eulen mit auffälligen Ohren wie die Waldohreule setzen diese dazu ein, um von ihrer Silhouette abzulenken. Wenn die Ohren aufgestellt sind und die anderen beweglichen Federn des Schleiers die Kopfform quadratisch erscheinen lassen, strahlt der Gesichtsausdruck Ruhe aus. In einer solchen Tarnstellung, perfektioniert mit der kompletten Ruhestellung der Position, lassen Eulen einen Fressfeind bis auf wenige Schritte herankommen, so stark vertrauen sie auf ihre Unsichtbarkeit. Erst im letzten Moment fliehen sie.

Dieses Uhu-Paar versteckt sich in einer Felsnische. Das Männchen im Hintergrund ist kaum zu sehen.
Waldohreule in Ruhestellung.

Drohstellung zur Abwehr von Feinden

Eine neue Strategie erfordert es, wenn die Eule infolge räumlicher Ausweglosigkeit nicht fliehen kann. Jetzt ist die Drohstellung gefragt, eine demonstrative Körperhaltung, um den Fressfeind abzuschrecken. Das kann der Uhu sehr gut. Er ist als einer der grossen Eulen nicht so sehr von anderen Vogelarten bedroht und regt sich selten auf. Wenn, dann wehrt er sich aber mit einem imposanten Gebaren: Aufplustern des Federkleides und vor allem das Auffächern der Schwingen wirken sofort bedrohlich. Alle Eulenarten kennen dieses Auffächern der Flügel, die einen zeigen dann die Aussenseite, andere die Innenseite oder auch nur eine Seite des Flügels. Sogar die Jungvögel beherrschen diese Abwehrstellung, wenn sie ihre ersten Ausflüge auf die Äste rund um die Bruthöhle unternehmen. So ist die Chance gross, dass es gelingt den Feind zu verscheuchen.

Diese Uhu-Dame ist äusserst erregt und fühlt sich in die Ecke gedrängt. Jetzt macht sie sich so gross wie möglich.

Erst der Ruf verrät den Standort

Je konsequenter Eulen nachtaktiv jagen, desto besser verstecken sie sich tagsüber, um ja nicht aufzufallen. Der Grund, warum wir Eulen so selten sehen ist, dass sie darin so gut sind! Eulen werden meist nur gefunden wegen ihrer Laute. Vogelkundler:innen nehmen ihre Rufe auf und kreisen das Revier ein, bis sie wissen, wo sie suchen müssen, um eine Eule tagsüber zu sichten. Dennoch braucht es ein geübtes Auge.

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