Das Flachmoor nationaler Bedeutung bietet ein wertvolles Mosaik aus Wasserflächen, Feuchtbereichen und offenen Bodenstellen. Dank gezielter Aufwertung finden seltene Arten wie der Kiebitz hier wieder geeignete Brutplätze. Unterstützt werden die Naturschutzbemühungen von ungewöhnlichen Helfern: Wasserbüffeln.
Die Geschichte des Oerlingerrieds
Das Oerlingerried hat einen künstlichen Ursprung ab dem 17. Jahrhundert als Fischteich für das Kloster Rheinau. Der Weiher wurde im 19. Jahrhundert entwässert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts drainierte die Gemeinde grosse Teile des zurückgebliebenen Sumpfgebiets. Noch bis in die 80er Jahre nutzten Bekassinen und Kiebitze das verbliebene Flachmoor regelmässig als Brutplatz. Weil das Ried zunehmend austrocknete und der hohe Nährstoffeintrag der angrenzenden Landwirtschaft die Vegetation stark wachsen liess, wagten die seltenen Vögel nur noch sporadisch einen Brutversuch.

2021 wurde das Gebiet durch die Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich ökologisch aufgewertet, um die Biodiversität zu fördern und insbesondere an feuchte Lebensräume angepasste Tierarten zurückzuholen. Durch die Entfernung der Drainagen und den Abtrag von Bodenmaterial entstehen feuchteren Bedingungen auf der zuvor landwirtschaftlich genutzten Fläche. So sollen sich im Winter grössere Wasserflächen bilden, von denen sich Teile im besten Fall bis im Hochsommer halten können. Die unterschiedlich schnell austrocknenden Flächen bieten zahlreichen Arten einen Lebensraum.

Warum hier Wasserbüffel weiden
Um das Oerlingerried offen zu halten, werden Wasserbüffel eingesetzt. Eine Herde aus dem Zürcher Oberland weidet jeweils im Herbst einige Wochen im Gebiet. Die mächtigen Tiere fressen Sprösslinge von Gehölzpflanzen und schaffen mit ihren Tritten und Suhlen Kleingewässer, feuchte Pionierflächen und offene Bodenstellen. So wechselt sich niedrige und höhere Vegetation ab, und konkurrenzstarke Pflanzen wie Goldrute oder Schilf breiten sich weniger aus.

Aktuell: Kiebitz, Ranger & Umfrage
Die Massnahmen zeigen Erfolg: 2023 brütete erstmals seit zehn Jahren wieder ein Kiebitzpaar im Oerlingerried und zog drei Jungvögel auf. Der Bruterfolg war in den folgenden Jahren aufgrund von Fressfeinden und der Witterung unterschiedlich, aber die regelmässigen Brutversuche zeigen, dass das Gebiet attraktiv ist für Kiebitze. Verschiedene Massnahmen sollen ihre Bruten schützen: Elektrozäune wehren Fressfeinde ab und gezielte Wegsperrungen verhindern Störungen durch Menschen.

Mit der ökologischen Aufwertung und den Kiebitzbruten gewinnt das Oerlingerried an Bekanntheit. Darum möchte die Fachstelle Naturschutz herausfinden, ob der Druck durch Besuchende zunimmt und ob zusätzliche Lenkungsmassnahmen nötig sind. Die Thurauen-Ranger:innen besuchen deshalb im Auftrag des Kantons seit diesem Herbst das Gebiet regelmässig, informieren Besuchende und führen eine Umfrage zu Anreise, Aufenthaltsdauer und Grund des Besuches durch. Wir sind gespannt, wie sich die Anzahl der Gäste und die Vielfalt der Flora und Fauna im Oerlingerried in den kommenden Jahren entwickeln.