Wie unsere Partnerorganisationen vor Ort und befreundete Forscherinnen und Wissenschaftler aus Indonesien berichteten, häufen sich die Anzeichen, dass die erst im Jahr 2017 als eigene Art definierten Tapanuli-Orang-Utans in einigen bisherigen Lebensräumen nicht mehr anzutreffen sind. Ob sie in höher gelegene Lagen geflohen oder in den Schlammlawinen umgekommen sind, kann derzeit noch nicht abschliessend beurteilt werden. Der Tagesanzeiger, The Guardian, BBC und weitere Medien berichteten in den letzten Tagen über besorgte Forscher vor Ort und den Fund eines Orang-Utan-Kadavers. Dabei handelt es sich um einen Tapanuli-Orang-Utan, deren Populationsgrösse auf weniger als 800 Individuen vor der Katastrophe geschätzt wurde, was bereits damals eine alarmierend geringe Population darstellte.


PanEco setzt sich mit ihren lokalen Partnerorganisationen für den Schutz des 133’000 Hektare grossen Batang Toru-Ökosystems in der indonesischen Provinz Nordsumatra ein. Dies mit Ranger-Teams, die auf abgelegenen Pfaden das Einhalten der Schutzverordnung überprüfen und Sichtungen von Orang-Utans monitoren, und mit Aufklärungsarbeit gegenüber öffentlichen und privaten Akteuren zum effektiven Schutz dieser gefährdeten Lebensräume beitragen. Der Hochlandregenwald von Batang Toru bietet auch Sumatra-Tigern, Malaienbären, Tapiren und vielen anderen bedrohten Tierarten einen Lebensraum.

Die grossflächige Zerstörung durch die massiven Regenfälle Ende November vertrieben die Tapanuli-Orang-Utans in weniger produktive oder schon von Artgenossen besetzte Habitate – zumindest jene, die vor den Schlammlawinen fliehen konnten. Dies bedeutet, dass die geflüchteten Tiere an den neuen Standorten mit dort bereits lebenden Artgenossen um Nahrungsressourcen konkurrieren oder mehr Energie aufwenden müssen, um Nahrung zu finden, da unter Umständen die Qualität oder Quantität der Nahrung geringer ist als in ihren angestammten Lebensräumen. Ihre Gesundheit und damit auch die Reproduktivität werden vermutlich darunter leiden, was zu einer weiteren Abnahme der Populationsgrösse führen kann.

«Es muss befürchtet werden, dass Orang-Utans vermehrt auf Landwirtschaftsland ausweichen, weil das Nahrungsangebot im Wald abnimmt. Das führt zu vermehrten Mensch-Wildtierkonflikten – mit absehbar negativen Konsequenzen für die Orang-Utans.»
Dr. Anna Marzec, PanEco-Programmleiterin Indonesien
Die Langzeitfolgen auf die seltenste Orang-Utan-Art können derzeit nicht vollends abgeschätzt werden. Teams von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern arbeiten an exakten Berechnungen zur Zahl der verstorbenen Tiere und den Folgen der Lebensraumverluste auf längere Zeit. Die indonesische Regierung hat als Reaktion auf die Flutkatastrophe bereits jegliche Aktivitäten des Privatsektors in Batang Toru vorerst gestoppt.
Wir setzen uns mehr denn je dafür ein, dass die wenigen verbliebenen Regenwaldgebiete im Batang Toru-Schutzgebiet erhalten, gefördert und effektiv geschützt werden.