PanEco feiert ihr 25-Jahr-Jubiläum

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Die Stiftung PanEco feiert dieses Jahr ihr 25-Jahr-Jubiläum. Zu diesem Anlass luden wir zu einem schönen Fest in Berg am Irchel ein. Regina Frey, Gründerin und Stiftungsratspräsidentin, sprach zudem mit der Presse. Wir zeigen eine Bildergalerie und einige Ausschnitte aus den Artikeln.

PanEco feiert ihr 25-Jahr-Jubiläum

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Die Stiftung PanEco feiert dieses Jahr ihr 25-Jahr-Jubiläum. Zu diesem Anlass luden wir zu einem schönen Fest in Berg am Irchel ein. Regina Frey, Gründerin und Stiftungsratspräsidentin, sprach zudem mit der Presse. Wir zeigen eine Bildergalerie und einige Ausschnitte aus den Artikeln.
Zufriedene Gesichter, eine Bowle, offizielle Ansprachen und musikalische Begleitung – alles was es braucht für einen gelungenen Apéro.
Regina Frey nimmt Gratulationen entgegen.
Jan Kobza gibt am allgemeinen Informationsstand Auskunft auf dem Chileplatz.

Aus dem Interview mit dem Landboten, 8.9.2022, von Tanja Hudec

Frau Frey, seit einem Vierteljahrhundert setzt sich Ihre Stiftung PanEco bereits für den Natur- und Artenschutz ein. Was haben Sie in dieser Zeit erreicht?
Das ist sehr schwierig. Sagen wir es so: Wenn wir nicht gewesen wären, wäre noch mehr Regenwald kaputtgegangen.

Das klingt eher ernüchternd. Haben Sie gar kein Erfolgsgefühl?
Verstehen Sie mich nicht falsch. Dass es uns gelungen ist, mit ausgewilderten Orang-Utans zwei neue Populationen aufzubauen in geschützten Wäldern, wo sie bereits ausgestorben waren, ist ein riesiger Erfolg. Zudem haben wir über die Jahre 250 lokale Arbeitsplätze geschaffen in unseren Naturschutzprojekten. Naturschutz ist aber ein harziger Prozess. Wo in Europa sind die Menschen am meisten auf Arten- und Umweltschutz sensibilisiert? In England. Jede Schule muss beispielsweise einmal im Jahr ein Naturschutzzentrum besuchen. Davon träumen wir noch in der Schweiz. Welches Land in Europa hat am wenigsten Natur?

Auch England?
Genau. Ich will damit sagen: Es muss mit der Artenvielfalt ziemlich bergabgehen, bis die Menschen etwas unternehmen. Mein grösstes Erfolgserlebnis kann ich aber mit einem anschaulichen Beispiel erzählen.

Gern.
Als wir mit unserer Arbeit in Indonesien angefangen haben, gab es diese Behauptung, die im Kern stimmte: Die ausländischen Touristen kommen wegen der Orang-Utans in den Nationalpark, aber die Einheimischen kommen wegen der ausländischen Touristen. Tatsächlich setzte die Lokalbevölkerung selten einen Schritt in den Urwald, sondern machte es sich am Fluss beim Picknick gemütlich und bestaunte die Touristen mit ihren Feldstechern, Tropenhüten und Safari-Gadgets. Als ich das letzte Mal in Sumatra war, habe ich auffallend viele einheimische Familien gesehen. Viele waren zwar mit ihren Flipflops und leichten Schuhen noch nicht ganz passend angezogen. Der Punkt ist aber: Sie kämpften sich teilweise sogar schwitzend und keuchend mit einer Kamera um den Hals auf dem steilen Pfad durch den Urwald – wegen der Orang-Utans. Vielleicht hat unsere jahrzehntelange Aufklärungsarbeit zu diesem Erfolg beigetragen.

Und was ist schiefgelaufen in den letzten 25 Jahren?
Einiges natürlich. Erst kürzlich hatten wir eine grosse Herausforderung zu meistern. Zunächst war die Pandemie für mich persönlich einschneidend, weil ich nicht mehr nach Indonesien reisen konnte. Meine Aufgabe sehe ich vor allem darin, kulturelle Lücken zu schliessen, Missverständnisse zu bereinigen. Das war weg… und hatte gewisse Auswirkungen. Am 5. Oktober reise ich nach mehr als zweieinhalb Jahren wieder nach Indonesien. Ich bin gespannt, was mich erwartet. Ich höre aber von Leuten, die dort leben, dass sich vieles verändert habe. […]

Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung für Sie?
(…) Der indonesische Staat hat fast alle MoUs mit ausländischen Umweltschutzorganisationen aufgelöst. Dank unserer langjährigen Zusammenarbeit mit der lokalen Partnerstiftung wird es uns aber bestimmt gelingen, unsere Anliegen trotzdem effizient umsetzen zu können. Wir haben uns aber bei gewissen Themen wohl etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt.

Bei welchen Themen?
Der Abstimmungskampf über das Freihandelsabkommen in der Schweiz war wohl ausschlaggebend. Wir beteiligten uns an Kampagnen gegen das Abkommen, weil wir überzeugt sind, dass das Abkommen den Palmölanbau und die Abholzung des Regenwalds anheizen wird. Wir kommunizierten offen, dass wir uns durch unseren MoU gegenüber dem indonesischen Staat dazu verpflichtet haben, den sumatranischen Regenwald, den Lebensraum der Orang-Utans also, zu schützen, und wir uns daher gegen eine Förderung der Palmölimporte in die Schweiz wehrten. Wir bemühten uns, die äusserst komplexen Zusammenhänge den indonesischen Beamten zu erklären, nichtsdestotrotz gerieten unsere Aussagen den Verantwortlichen aber in den falschen Hals. (…)

Abgesehen davon, die Beziehung mit der indonesischen Regierung wiederzubeleben, welche Ziele möchten Sie mit PanEco
noch erreichen?

An der Westküste von Aceh auf Sumatra liegt das Gebiet mit der höchsten Dichte an Orang-Utans. In diesem Sumpfregenwald sind aber auch die meisten Palmölplantagen anzutreffen. Wir haben es geschafft, dass einige dieser Palmölkonzessionen dort stillgelegt und dem Staat zurückgegeben werden. Nun findet ein Wettrennen statt zwischen den Kleinbauern, die das Land für Reisfelder nutzen wollen, und uns NGOs, die die Gebiete wieder aufforsten möchten. Die Krönung unserer Arbeit wäre, wenn wir zum 30-Jahr-Jubiläum eine Fläche Regenwald von rund 5000 Quadratkilometern zur Verfügung hätten, die wir restaurieren könnten. Mein Traum wäre es, im Rahmen einer solch grossflächigen Regenwald-Restauration ein Forschungsprojekt anzuregen, das die Möglichkeiten untersucht, natürliche Rohstoffe wie tropisches Hartholz, Palmöl, Kaffee, Kakao und Kautschuk in agroforstwirtschaftlichen Mischkulturen kommerziell anzubauen. Dort gäbe es auch Platz für Orang-Utans, Elefanten und Tiger, sogar Touristen. Das wäre das Tollste. Natürlich greife ich da nach den Sternen.

Ihre Passion für Indonesien ist unüberhörbar. Steckt in den zwei anderen Standbeinen Ihrer Organisation, dem Naturzentrum Thurauen und der Greifvogelstation Berg am Irchel, gleich viel Herzblut?
Absolut. Meine Jugend im Dorf hat mich geprägt. Verletzte Tiere wie Rehkitze, die in den Mäher gerieten, überliess man meiner Mutter, die sie wieder aufgepäppelte. Eines Tages brachte ich ihr einen verletzten Turmfalken. Sie realisierte, dass das etwas Besonderes war: ein Greifvogel. Und irgendwann nahm es ihr den Ärmel rein. Wohl auch, weil sie wusste, dass Greifvögel besonders unter Druck geraten, weil sie am Ende der Nahrungskette stehen; sie fressen die vergiftete Maus und sterben. Als kleine Gofen hörten mein Bruder und ich von unserer Mutter, dass es wichtig ist, die Namen der Bäume, Blumen und Tiere zu kennen. Nur was man kennt, wird man vermissen, wenn es verschwindet. Das erklärt meine Leidenschaft für die Umweltbildung. Das Naturzentrum in den Thurauen entstand, nachdem wir drei solche Institutionen in Indonesien gegründet hatten.

Was kann unser Land von Indonesien lernen?
Vieles. Das predigen wir unseren Zivis stets: Geht nicht mit der arroganten Haltung dorthin, dass ihr alles besser wisst. Haltet die Augen offen und lernt von der einheimischen Kultur.

Was denn zum Beispiel?
Traditionell wird zur Entscheidungsfindung so lange miteinander diskutiert, bis ein Konsens gefunden wird. Ein sehr demokratisches, egalitäres System, das heute leider nicht mehr überall praktiziert wird.

Egalitär auch Frauen gegenüber?
Ja. Hier habe ich eine wichtige Lektion gelernt. Bevor ich zum ersten Mal nach Indonesien gereist bin, habe ich Karateunterricht besucht – um mich im Notfall wehren zu können. In all den Jahren geriet ich aber nie in Bedrängnis. Nicht einmal in Jakarta, wenn ich nachts allein durch die Slums spazierte. Das war eine unglaubliche Erfahrung. Nie hatte ich das Gefühl, dass ich aufgrund meines Geschlechts anders behandelt werde. Natürlich ist es möglich, dass ich als weisse Frau einen gewissen Sonderstatus genoss.

Letzte Frage: Gefeiert wird das Paneco-Jubiläum am Wochenende in Berg am Irchel. Sind Sie auch dabei?
Natürlich. Ich bin mitverantwortlich für die Verpflegung und freue mich darauf, bei einem Nasi Goreng auf dem Chlosterplatz mit unseren Gästen zu plaudern.

Unter den Augen von Ranger Dario versucht eine Gruppe, die Aufgaben beim Abfall-Posten zu meistern.
Büchsen-Schiessen für Jung und Alt

Aus dem Artikel der Andelfinger Zeitung, 6.9.2022, von Christina Schaffner

Auf ihr Lebenswerk angesprochen, winkt Regina Frey ab. «Alleine wäre so etwas gar nicht möglich», sagt sie, «ich konnte zum Glück viele begeistern, dabei mitzumachen.» Die Biologin Regina Frey gründete 1996 die Stiftung PanEco zusammen mit Gleichgesinnten. Heute sind drei Projekte unter dem Dach vereint: Die Orang-Utan-Stationen auf Sumatra inklusive Regenwaldschutzprojekt und drei Umweltbildungsstationen auf Sumatra, Sulawesi und Java, die Greifvogelstation in Berg am Irchel, die ihre Mutter Veronika von Stockar aufgebaut hatte, und das Naturzentrum Thurauen in Flaach.

Das alte Schulhaus gleich neben der Kirche in Berg am Irchel diente von Anfang an als Büro und Schulungsraum. Eigentlich hatte es Regina Frey ursprünglich als Raum gemietet, um mit Kindern zu basteln. Später fanden auch Deutschkurse für Frauen aus dem Kosovo darin statt. «Nach der Gründung der Stiftung sass ich dort allein auf dem Boden und fror», erinnert sich Regina Frey. Es habe damals keine gute Heizung gegeben. Das änderte sich erst später, als die erste Praktikantin, Cornelia Jenny, hinzukam. Ein geschenkter Kachelofen wurde eingebaut.

Umweltbildung und Naturschutz
Wurde dieser allerdings nicht frühzeitig eingeheizt, war es nur zehn Grad warm, wie sich Cornelia Jenny anlässlich des 10-Jahr-Jubiläums des Naturzentrums Thurauen im letzten August erinnerte. Aber sie erinnert sich auch an ihre erste Begegnung mit Regina Frey, die sie beeindruckte. Der PanEco-Gründerin waren zwei Dinge wichtig: «Umweltbildung» und «nachhaltige Entwicklung». Während die Umweltbildung damals noch in den Kinderschuhen steckte, konnte sich 1998 kaum jemand etwas unter «nachhaltiger Entwicklung» vorstellen. Gemeinsam bauten die beiden mit Unterstützung weiterer engagierter Personen die lokale Umweltbildung unter dem Namen «Neuland Weinland» auf. «Mir war neben dem Engagement für die Orang-Utans in Indonesien auch immer die lokale naturpädagogische Erschliessung vor der Haustür wichtig», betont Regina Frey. Damit seien sie bekannt geworden und hätten sich einen Namen gemacht. Wohl auch deshalb bekam die Stiftung 2011 vom Kanton den Zuschlag, das Naturzentrum Thurauen als Umweltbildungseinrichtung zu führen. Heute hat PanEco 25 Mitarbeiter, die in den drei Bereichen tätig sind, und ist als gemeinnützig anerkannt. Die Stiftung finanziert ihre Tätigkeit über private Spenden und mit Geldern von Förderstiftungen. Ein kleiner Teil kommt ausserdem vom Kanton und wird durch Führungen und Eintritte erwirtschaftet.

Paneco als Rahmen für Hilfe
Dabei ging die Gründung von PanEco zunächst auf die Erkenntnis zurück, im fernen Sumatra als Einzelperson nur noch wenig für das dortige Orang-Utan-Projekt tun zu können. Zehn Jahre hatte Regina Frey nach ihrem Biologiestudium in Indonesien gelebt und gearbeitet und das Waisenhaus für Orang-Utans inklusive Schutzprogramm zusammen mit Monika Borner aufgebaut. 1983 kehrte sie mit ihrem kleinen Sohn zurück nach Berg am Irchel, an den Ort, der für sie bis heute Heimat ist und wo damals ihre Mutter und Grossmutter lebten. «Zurück in der Schweiz habe ich mich ohne die Arbeit wie ein Fisch ohne Wasser gefühlt», sagt Regina Frey. Um ihrer Hilfe einen offiziellen Rahmen zu geben, gründete sie die Stiftung. Im Dorf sei sie immer gut aufgenommen und unterstützt worden – obwohl sie als alleinerziehende, ledige Mutter eher die Ausnahme zu der Zeit war.

Hilfe nach Tsunami
Gross war die Solidarität der Schweizer, aber auch vieler Bergemer 2004 nach dem Tsunami. Als Organisation, die auch vor Ort angesiedelt war, konnte sie schnelle Hilfe organisieren und schickte Nothilfeequipen in Zusammenarbeit mit dem Verband der Schweizer Assistenz- und Oberärzte nach Aceh in Indonesien. «Die Flut an Spendengeldern und der Umgang damit führte zu einer weiteren Professionalisierung der Stiftung», sagt Co-Geschäftsleiterin Irena Wettstein. Der damalige Einsatz nach dem Tsunami geschah aus Solidarität mit der lokalen Bevölkerung, ohne die Naturschutz nirgends funktioniert. […]

Nachhaltigkeit ist Regina Frey auch beim Fortbestand der Stiftung wichtig. Vielfach übernehmen Mitarbeiter solche Vorträge und Bildungsveranstaltungen. Alles, damit ihr Anliegen einer Umweltbildung mit einem nachhaltigen Naturschutz weiterlebt: «Naturschutz kann nur greifen, wenn die Leute verstehen, warum sie etwas schützen.»


Nasi Goreng von der Köchin persönlich geschöpft
Gute Stimmung an einem der Festbänke
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