Baumfalken gelten bei uns als potenziell gefährdet. Sie ernähren sich von Insekten und davon gibt es immer weniger. Ausserdem brütet der Baumfalke auf Bäumen in verlassenen Nestern anderer Vögel und die Wälder geraten wegen des Klimawandels immer mehr unter Druck. Hinzu kommt, dass der Baumfalke, weil es bei uns im Winter keine Insekten gibt, vor der kalten Jahreszeit nach Südafrika zieht und auch auf dieser langen Reise kommt es immer wieder zu Verlusten. Sein Bestand wird auf 500 bis 1000 Paare geschätzt.
Gewinner in diesem «Rennen» mit 5000 bis 7000 Paaren ist ganz klar der Turmfalke, der wie sein Name sagt, gerne auf Türmen nistet. Ursprünglich ein Gebirgsvogel, kommt es dem «modernen» Turmfalken nicht so darauf an, ob es sich dabei um eine Burgruine, ein schlichtes Mehrfamilienhaus oder ein Industriegebäude handelt – Hauptsache hoch oben. Und so findet man den Turmfalken gerne mitten in der Stadt. Dort gibt es auch extra Nisthilfen für ihn. Diese Nähe zu menschlichen Behausungen wird ihm allerdings auch manchmal zum Verhängnis, zum Beispiel, wenn Jungvögel aus grosser Höhe abstürzen und auf einer befahrenen Strasse landen oder an einer vollkommen glatten Hauswand nicht mehr hinauf ins Nest gelangen. Dafür werden verunglückte Jungvögel meist schnell gefunden, weil Menschen in der Nähe sind. Turmfalken sind deshalb von den drei Falkenarten diejenigen, die wir am häufigsten in der Greifvogelstation pflegen.
«Falken sind vielseitige und geschickte Jäger mit beeindruckendem fliegerischem Können. Zur Perfektion bringt es der Wanderfalke im Sturzflug, der Turmfalke im Rüttelflug und der Baumfalke bei seinen wendigen Verfolgungsflügen. Am eindrücklichsten ist für mich jedoch, wieviel Lebensgeist, Emotionen und Mut in diesen Greifvögeln steckt. Ihre kecke und freche Art finde ich sehr sympathisch.»
Jan Kobza, stellvertretender Leiter Greifvogelstation Berg am Irchel
Auch der Wanderfalke mag es hoch hinaus und es dürfen durchaus Gebäude sein, an denen er nistet. Doch er jagt Vögel bis zur Grösse von Tauben. Das macht ihn von je her unbeliebt bei den Taubenzüchtern, die ihm mit Gift zu Leibe rücken, obwohl diese Art von Wehrhaftigkeit strengstens verboten ist. Ausserdem reagiert er empfindlich auf Umweltgifte und vor dem Verbot des Pflanzenschutzmittels DDT wurde er deswegen beinahe ausgerottet. Zwischenzeitlich hatte sich sein Bestand in der Schweiz immerhin wieder erholt. Er gilt mit 260 bis 320 Paaren aber nach wie vor als potentiell gefährdet. Pflanzenschutzmittel sind weiterhin ein Problem für ihn, die grössere Bedrohung für die Bestände, vor allem in der Umgebung von Städten, geht aber von Vergiftungen durch Taubenzüchter:innen aus.
Vergiftete Vögel sind zum Tode verurteilt, sie sterben in sehr kurzer Zeit. Unsere Patienten aller drei Falkenarten werden zu uns gebracht, weil sie gegen Glasscheiben oder Fahrzeuge geflogen sind oder als Jungvögel vor Hunger aus dem Nest gesprungen sind.