Bevor die Besuchergruppe im Naturzentrum Thurauen eintrifft, machen sich Simon Fuchs und Alexandra Kuttnig an die Vorbereitung eines besonders beliebten Teils des Angebots «Auenerlebnis – hautnah!»: das Erforschen des Makrozoobenthos. Doch was verbirgt sich hinter dem Fachbegriff? Es sind die mit blossem Auge erkennbaren (makro = gross) wirbellosen Tiere (zoo = Tiere), die am Grund des Gewässers (benthal = Boden) leben. Dazu gehören winzige Krebse, Insektenlarven oder auch Weichtiere wie Schnecken.

Die Ausrüstung ist schnell zusammengesucht: Kescher, Wasserbecken, Becherlupen, Löffel und Bestimmungshilfen reichen völlig aus, um auf Forschungsreise zu gehen. Simon und Alexandra füllen mehrere Becken, in denen die Tiere später beobachtet werden können. Dann beginnt der wichtigste Teil der Vorbereitung: das Keschern. Mit geübten Bewegungen tauchen sie das Netz tief ins Wasser, ziehen es über den schlammigen Grund, durch Wasserpflanzen und andere Kleinstrukturen. So entsteht eine möglichst grosse Vielfalt an Arten, die die Forscherneulinge später am Morgen entdecken können. Die winzigen Funde werden rasch und vorsichtig in die Wasserbecken übertragen und schliesslich stehen die Becken, gut gefüllt mit winzigen Bewohnern, bereit.




Die Makrozoobenthos werden mit Hilfe von Bestimmungsbuch und Becherlupe bestimmt.
Drei typische Tümpelbewohner, die es zu entdecken gibt
Stabwanze (Ranatra linearis): Sie ist ein ungewöhnliches Insekt aus der Unterordnung der Wanzen. Ihr schlanker, bräunlicher Körper gleicht einem Ästchen und macht sie so zwischen Wasserpflanzen nahezu unsichtbar. Am Körperende besitzt sie ein zwei Zentimeter langes Rohr zum Atmen. Dies ermöglicht ihr, permanent «schnorchelnd» unter Wasser zu bleiben und auf Beute zu lauern. Sie kann mit ihren kräftigen Fangarmen kleine sowie grössere Tiere wie Käfer oder Kaulquappen erbeuten. Die Beute packt sie blitzschnell, sticht sie mit dem Saugrüssel an und saugt sie aus. Im Tümpel spielt die Stabwanze eine wichtige Rolle als Räuber und reguliert so die Population kleiner Wassertiere.

Grosslibellenlarve (Anisoptera): Bevor sie zu eleganten Luftjägern werden, verbringen Grosslibellen je nach Art Monate bis Jahre als Larven unter Wasser. In dieser Phase sind sie Meister der Tarnung und lauern zwischen Schlamm, Pflanzen und Steinen auf ihre Beute. Mit ihrer ausklappbaren Fangmaske schnappen sie blitzschnell nach Insektenlarven, Kaulquappen oder kleinen Fischen. Als ausgewachsene Libellen jagen sie vor allem fliegende Insekten. Weil ihr Lebensraum und die Nahrung von Larve und erwachsener Libelle unterschiedlich sind, reduziert sich der innerartliche Konkurrenzdruck. Sie kämpfen nicht um dieselben Ressourcen und die Nutzung unterschiedlicher ökologischer Nischen verbessert das Überleben und die Fortpflanzung ihrer Art.

Posthornschnecke (Planorbarius corneus): Die Posthornschnecke verdankt ihren Namen ihrem spiralig eingerollten Gehäuse, das wie ein kleines Posthorn aussieht. Sie ist ein Zwitter, besitzt also sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane und kann sich selbst befruchten. Sie gehört zu den typischen Bewohnern von Tümpeln, die kaum Strömung aufweisen und in denen sich zahlreiche abgestorbene Pflanzenreste ansammeln. Tatsächlich gleitet die Posthornschnecke am liebsten gemächlich durchs Wasser oder über den Grund, tastet mit ihren Fühlern alles ab und ernährt sich von Pflanzenresten und Algen. Dabei trägt sie zur Reinigung des Wassers bei und hält das Wachstum von Algen im Gleichgewicht.
