Ein Wunderwerk der Natur
Scheinbar orientierungslos flattert ein grosser, gelb-schwarzer Falter um das mit Fenchel bepflanzte Hochbeet. Plötzlich setzt er sich auf das Fenchelkraut und fliegt nach drei Sekunden schon wieder weiter – die Eiablage des Schwalbenschwanzes (Papilio machaon) ist soeben erfolgt. Er hinterlässt ein 1 mm grosses, gelbes Ei, aus dem nach etwa einer Woche bereits ein Räupchen schlüpft. Dieses labt sich am Fenchelkraut und wird während einem Monat um das 2000-fache an Gewicht zulegen, bevor es sich verpuppt. Nach weiteren 2 bis 3 Wochen ist ein Wunderwerk der Natur – die Metamorphose – vollbracht und der ausgewachsene Schmetterling schlüpft aus der Puppe.
Lichter Wald – ein artenreicher Lebensraum
Während der Schwalbenschwanz dank seiner Raupennahrungspflanze, dem Fenchel, in Gärten häufig zu beobachten ist, sind andere Schmetterlingsarten auf ganz spezielle Standorte angewiesen. Eines von vielen Beispielen ist der Perlgrasfalter (Coenonympha arcania), welcher sich gerne an Waldrändern aufhält, dessen Raupen sich aber von Wiesen-Gräsern ernähren. Mit den sogenannten «Lichten Wäldern» werden in den Thurauen genau solche Lebensräume gefördert. Dank der lückigen Baumschicht gelangt dort viel Licht zum Boden, weshalb nebst dem Perlgras auch diverse Orchideen gedeihen können.
Ein Pionier und seine Nachfolger*innen
Einer der den faunistischen Wert der Thurauen bereits anfangs des 20. Jahrhunderts erkannte, war Friedrich Ris. Der ehemalige Leiter der psychiatrischen Klinik in Rheinau war in seiner Freizeit ein leidenschaftlicher Insektenkundler und regelmässig in den Thurauen unterwegs. Dabei beobachtete er rund 80 Tagfalterarten. Seit dieser Zeit fand ein deutlicher Artenverlust statt, welchem mit dem Erhalt der Lichten Wälder entgegengewirkt werden kann. Auf den Spuren dieses Schmetterlingsammlers sind die Junior Ranger*innen der Thurauen unterwegs, welche sich im Mai und Juni intensiv mit Schmetterlingen in dieser Region beschäftigen.