Thur und Rhein spüren den Klimawandel
Auch in Flaach war die Temperatur 2.8° wärmer im Vergleich zur Norm (Durchschnittswerte aller Junis zwischen 1991–2020) und es gab fast 1.5 mal mehr Sonnenstunden. Gleichzeitig fiel weniger als 40% der durchschnittlichen Regenmenge. Die steigenden Temperaturen bei gleichzeitig geringem Niederschlag führen natürlich auch zu höheren Wassertemperaturen. Was auf den ersten Blick angenehm erscheint, hat ernste Folgen. So sind Fische und andere Lebewesen in der Thur und dem Rhein auf bestimmte Temperaturbereiche angewiesen, um zu überleben. Die Äsche beispielsweise stirbt bei Wassertemperaturen von 24–26°. Das sind Temperaturen, welche sowohl im Rhein wie in der Thur rund um die Thurauen auch diesen Sommer beinahe erreicht wurden. Aber auch andere Fischarten wie die Forelle und viele andere lebende Organismen, welche wichtige Nahrungsquellen für Fische und Vögel sind, leiden stark unter zu warmem Wasser.
Durch den Klimawandel verändern sich sowohl die Niederschlagsverteilung (in den Wintermonaten fällt mehr, in den Sommermonaten weniger Niederschlag) wie auch die Niederschlagsmenge, die über das ganze Jahr gerechnet zurück geht. Eis und Schnee in ihrer Funktion als Wasserspeicher spielen eine immer kleinere Rolle für die Flüsse im Unterland. Gleichzeitig nehmen Extremereignisse wie zum Beispiel Starkniederschläge zu.
Was bedeutet das für uns Menschen?
Auch in unserer Region wird die gesamte zur Verfügung stehende Wassermenge stetig abnehmen. Es bestehen Nutzungskonflikte rund um das Wasser, die sich in Zukunft verschärfen werden. In den heissen Sommermonaten schrumpfen auch unsere Trinkwasserreserven und vermehrte Extremereignisse können zu höheren Schäden infolge Hochwasser führen. Auch die Wasserqualität verändert sich, wenn wir weniger und wärmeres Wasser in unseren Flüssen und Seen haben. Das Wachstum von Algen und Bakterien wird durch hohe Temperaturen grundsätzlich begünstigt. Erste Auswirkungen konnte man diesen Sommer im Gebiet der Thurauen beobachten, wo sich verstärkt Blaualgen bildeten. Gewisse Arten von Blaualgen, auch Cyanobakterien genannt, können für Menschen und Tiere giftig sein. Insbesondere Hunde und Kleinkinder sollten dehalb nur in klarem Wasser schwimmen und baden.
Was können wir tun?
Wenn wir am Gewässer unterwegs sind, ist es wichtig, die Augen offen zu halten und auf Anzeichen für Blaualgen zu achten. Algenbewuchs, trübes und verfärbtes Wasser, Stellen mit Flocken, Schlieren oder Filmen auf dem Wasser sollten vermieden werden. Über Blaualgen und den Umgang damit informiert der Kanton auf seiner Webseite.
Ein Bad an einem heissen Sommertag ist eine Wohltat. Dabei sollte uns aber bewusst sein, dass wir in den Thurauen eine spezielle Verantwortung tragen. Wir hüten nämlich einen Schatz, denn wir befinden uns im grössten Auengebiet des Mittellandes! Auen sind extrem artenreiche Lebensräume, 80% unserer einheimischen Tier- und Pflanzenarten können dort leben, 10% sind ultimativ darauf angewiesen. Seit dem 19. Jahrhundert sind in der Schweiz 90% der Auenflächen der Schweiz verschwunden. Das zeigt, wie wertvoll die Thurauen sind. Insbesondere die gekennzeichneten Schutzzonen entlang unserer Gewässer dürfen deshalb nicht betreten werden. Hier finden sich, an tiefen oder gut beschatteten Stellen, unter Totholz und unterspülten Ufern, bei Einmündungen von Seitengewässern oder bei Aufstössen von Grundwasser die Rückzugsgebiete für kälteliebende Fische.
Was können Sie für die Natur tun? Setzen Sie sich für die Revitalisierung von Gewässern ein, so dass Menschen, Fische und andere Lebewesen mehr Möglichkeiten haben! Denn lebendige und naturnahe Gewässer, wie wir sie in den Thurauen haben, sind auch für den Menschen wichtig. Sie stocken unsere Trinkwasserreserven auf und weil das Wasser in die Auwälder ausweichen kann, bieten sie Schutz vor Hochwasser an Orten, wo das Schadenspotenzial hoch ist.