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Beringung für Vogelschutz und Vogelforschung

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Wer hat nicht schon davon gehört – und wer hat tatsächlich schon mal einen beringten Vogel beobachten können? In der Schweiz werden jährlich rund 90'000 Vögel beringt. Die Beringung wird von speziell ausgebildeten Beringer:innen vorgenommen, die ausserdem eine Bewilligung vom Bund benötigen. Auch auf der Greifvogelstation ist beringen Standard, erfordert aber ein grosses Know-how.

Beringung für Vogelschutz und Vogelforschung

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Wer hat nicht schon davon gehört – und wer hat tatsächlich schon mal einen beringten Vogel beobachten können? In der Schweiz werden jährlich rund 90'000 Vögel beringt. Die Beringung wird von speziell ausgebildeten Beringer:innen vorgenommen, die ausserdem eine Bewilligung vom Bund benötigen. Auch auf der Greifvogelstation ist beringen Standard, erfordert aber ein grosses Know-how.

In der Greifvogelstation beringen wir jeden Patienten bevor wir ihn genesen in die Freiheit entlassen. Ein besonderes Ereignis ist es immer, wenn wir einen Wiederfund erhalten. Denn ein bereits beringter Vogel verrät uns anhand der Markierung ein bisschen von seiner Reise.

Am 14. Januar wurde uns ein Rotmilan-Weibchen auf die Station gebracht, das in Madrid/ES vermutlich als Jungvogel beringt wurde. Natürlich fragten wir uns, was es denn im Winter im Schweizer Mittelland macht. Wir konnten nur Geschlecht und Alter feststellen, für alle weiteren Informationen mussten wir uns in diesem Fall an die Vogelwarte Sempach wenden. Die Vogelwarte macht dann eine Anfrage bei der europäische Vereinigung für die wissenschaftliche Vogelberingung EURING, die europaweit eine zentrale Datenbank führt.

Beringung auf der Greifvogelstation

Auf der Greifvogelstation beringen wir mit Ringen der Vogelwarte Sempach.

Einfacher ist es, wenn der Vogel einen Schweizer Ring trägt. Dann hat er eine Prägung mit einer individuellen Nummer und dem Namen der nationalen Beringungszentrale SEMPACH HELVETIA, wo alle Informationen zusammenfliessen. Wir erhalten Meldung von etwa zehn Greifvögeln und Eulen pro Jahr, die bei uns beringt wurden. Dies ist immer ein besonderes Ereignis, denn nur so erhalten wir Aufschluss über Chancen und Erfolg unserer Arbeit.

Seit 1899 werden wildlebende Vögel systematisch markiert. Die Markierung geht auf den dänischen Lehrer und Vogelkundler H.C.C. Mortensen zurück, der das Potential der individuellen Markierung für die Erforschung von Zugrouten, Winterquartieren, Territorium und Ortstreue, Lebenserwartung und Verwandtschaftsbeziehungen erkannte.

Beringen muss gelernt sein

Für jede Vogelgrösse der passende Ring, diese hier wiegen höchstens ein paar Gramm.

Wir beringen jeden Vogel, den wir heilen können und wieder in die Freiheit geben, nachdem wir ihn gründlich untersucht haben. Das erfordert vertiefte Artenkenntnis und Know-how im Umgang mit den verletzten und geschwächten Tieren. Art, Geschlecht, Alter, Flügelspannweite und Gewicht müssen standardisiert bestimmt und aufgenommen werden, das Beringungswerkzeug korrekt angewendet werden und die richtige Ringgrösse ausgewählt sein, um ihn dem Patienten zügig anzulegen. So kann er anschliessend einwandfrei identifiziert werden. Die Beringung mit Aluringen ist kostengünstig und stört die Vögel erwiesenermassen nicht. Der Nachteil ist, dass man sie nicht aus der Ferne ablesen kann und für die Datensammlung auf einen Wiederfang angewiesen ist. Man kann auch nicht nachvollziehen, was zwischen der Beringung und dem Wiederfund passiert ist.

In kostenintensiveren Projekten werden auch elektronische Sender oder Chip an Vögeln angebracht. Sie sind mittlerweile mini klein und ultra leicht (<5g), haben ein integriertes GPS und funktionieren mit Batterien oder verfügen sogar über ein eingebautes Solarpanel! Sie werden mit speziellen Bändern auf den Rücken der Vögel geschnallt und können einfach alles aufzeichnen, was der Vogel tut und wie es ihm geht: Herzfrequenz, Flügelschlag, Geschwindigkeit, Flugstrecken und Routen, etc. Auch der exakte Aufenthaltsort der Vögel kann mit diesen Sendern jederzeit abgelesen werden.

Dieser Uhu wurde von uns mit einem Sender ausgestattet, den die Universität Konstanz finanziert hat.

Auf der Greifvogelstation hat seit letztem Wochenende neben dem Leiter Andi Lischke auch Jan Kobza, der stellvertretende Leiter der Station, die Ausbildung zum Beringer absolviert. Artenkunde wird dabei vertieft trainiert und auch ein praktischer Teil ist vorgesehen. Stetige Weiterbildung zum aktuellen Stand der verschiedenen Vogeluntersuchungen und den neusten Forschungsergebnissen und -trends werden an Fachtagungen ausgetauscht und vorgestellt. Andi Lischke ist soeben zurück von der Beringertagung der beiden grossen deutschen Vogelwarten Helgoland und Radolfzell und wird seinem Team über die neusten Ergebnisse aus der Vogelwelt berichten.

Beringung für Forschungszwecke und das Internationale Projekt ICARUS

In der Schweiz laufen sämtliche Forschungsprojekte über die Vogelwarte Sempach, wo die Datensammlung angelegt ist. Bei den aktuellen Forschungsfragen dreht sich heute alles um Vogelschutz und die Kenntnis der Gefahren, denen Vögel ausgesetzt sind. Was brauchen sie für ihren Schutz? Welche Gründe gibt es für ein verändertes Zugverhalten? Wo lassen sich Jungvögel später nieder? Wie hoch ist der Bruterfolg?

Eine internationale Gemeinschaft von Tierforschern hat im Rahmen des Projekts ICARUS vor drei Jahren einen Sender auf der internationalen Raumstation ISS platziert, der für alle wissenschaftlichen Einrichtungen die Tierbewegungen aufzeichnen sollte. Die Daten, die auf diesem Weg gesammelt werden können, würden das wissenschaftliche Arbeiten in der Vogelwelt enorm vorantreiben. Leider hat Russland wegen dem Krieg am 22. März 2022 die Zusammenarbeit beendet. Nun müssen neue Wege zur Datenlesung von besenderten Tieren gefunden werden.

Meine Spende für Umweltbildung, Artenschutz und bedrohte Lebensräume
Freibetrag CHF
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