Aus der Flugkammer der Greifvogelstation klappert es momentan ununterbrochen. Es sind junge Waldkäuze, die vor Aufregung mit ihren Schnäbeln klappern. Nicht weniger als 15 Jungtiere sind uns von aufmerksamen Menschen in den vergangenen Wochen gebracht worden. Dieses Jahr hatten einige von ihnen Glück, dass sie gefunden wurden. Sie haben ihr Nest zu früh verlassen und waren noch zu klein, um allein zu überleben. Trotzdem gilt, beim Fund der kleinen Federknäuel erst abzuwarten, ob nicht doch die Elterntiere in der Nähe sind, die sie füttern.
Ästlinge sind früh selbständig
Nach etwa 28 bis 30 Bruttagen schlüpfen etwa 3 bis 6 Junge aus den Eiern, die nur vom Waldkauz-Weibchen ausgebrütet wurden. Sie sind in den ersten neun Tagen völlig blind und werden gut beschützt (gehudert). Schon nach wenigen Tagen fressen sie grosse Mengen an kleingeteilten Beutetieren, die vom Männchen herangetragen werden. Weil es bald eng wird, verlassen die Jungvögel nach etwa 30 Tagen die Bruthöhle und springen auf einen Ast hinaus. Manche landen dabei auf dem Erdboden, können sich aber mit Hilfe ihres gehakten Schnabels und ihren Kletterkünsten geschickt auf einen tiefen Ast retten. Dort werden sie bis etwa zu ihrem 100. Lebenstag von den Elterntieren mit Futter versorgt, auch wenn sie sich mit der Zeit mehrere hundert Meter von der Bruthöhle entfernt haben. Deshalb sollte man bei einem Fund lediglich diejenigen aufnehmen und zu uns in die Station bringen, die entweder sichtbar verletzt sind oder auf die Gefahren wie Katzen oder freilaufende Hunde lauern.
Status: nicht gefährdet
In der Schweiz leben 6000 – 8000 Waldkauz-Paare vom Mittelland bis auf 1800 M.ü.M. Die Population ist stabil. Ihr Lebensraum ist der Wald, das Kulturland oder auch Parkanlagen oder Friedhöfe in Siedlungsgebieten. Am liebsten fressen Waldkäuze alle Arten von Mäusen, wenn sie keine finden, stehen auch kleinere Vögel auf dem Speisezettel. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv und brüten bevorzugt in Höhlen von Bäumen oder Nischen an Gebäuden. Tagsüber dösen sie auf einem Ast vor der Höhle. Ihr Gefieder gleicht der Struktur von Baumrinde und die Färbung kann von hellgrau bis dunkelbraun stark variieren. Dadurch sind sie perfekt getarnt und werden selten vom Menschen gesehen.
Hören Sie den schön-schaurigen Ruf eines Waldkauzes!
Von September bis November und im zeitigen Frühjahr sind in der Nacht die gut erkennbaren («huhuu») Balzrufe des Waldkauzmännchens zu hören, die vom Weibchen beantwortet werden. Bestimmt haben Sie auch schon einen Waldkauz gehört!