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Orang-Utans: Gefahren bei der Auswilderung

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Junge Orang-Utans auszuwildern, die den grössten Teil ihres Lebens in der Obhut von Menschen verbracht haben, ist alles andere als trivial. Pro Jahr können wir durchschnittlich 15 Tiere in die zwei Auswilderungsstationen überführen. Lesen Sie, was dabei schief gehen kann und wie wir versuchen, dies zu verhindern.

Orang-Utans: Gefahren bei der Auswilderung

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Junge Orang-Utans auszuwildern, die den grössten Teil ihres Lebens in der Obhut von Menschen verbracht haben, ist alles andere als trivial. Pro Jahr können wir durchschnittlich 15 Tiere in die zwei Auswilderungsstationen überführen. Lesen Sie, was dabei schief gehen kann und wie wir versuchen, dies zu verhindern.

Auswilderungsstation: Zurück zum Start ist selten

Megaloman kam 2014 als etwa ein Monat altes Baby und junger Waise zu uns in die Auffang- und Pflegestation. Unser Team vor Ort hatte ihn gemeinsam mit der Polizei aus illegaler Haustierhaltung befreit. Der kleine schwer traumatisierte Orang-Utan brauchte Zeit, um sich zu erholen und zu lernen, wie er im Regenwald überleben kann. Sieben Jahre später war es dann endlich soweit: Megaloman kletterte in der Regenwaldschule sicher, baute ein Nest oben im Baum und hatte gelernt, dass er sich als Orang-Utan nicht am Boden aufhalten sollte. Deshalb durfte er in die eine Tagesreise entfernte Auswilderungsstation in Jantho umziehen, wo die Orang-Utans ihr Gehege verlassen und sich auf begrenztem Raum in einem Regenwaldstück frei bewegen können. In dieser Angewöhnungsphase begleiten wir die Tiere noch eng. Deshalb sah das Team, wie Megaloman aus grösser Höhe von einem Baum stürzte und sich einen komplizierten Beinbruch zuzog. Für die Operation musste er zurück in die Auffang- und Pflegestation, wo er sich jetzt auf dem Weg der Besserung befindet und hoffentlich bald wieder nach Jantho übersiedeln kann.

Dass Orang-Utans wie Megaloman beim Klettern abstürzen und sich verletzen kommt vor, ist aber in freier Wildbahn eher selten. Doch für die bei uns aufgezogenen jungen Orang-Utans ist der Schritt in den Regenwald gross und trotz aller Vorbereitungen nicht ganz ohne Risiko. In der so genannten «Advanced Forest School» in der Auswilderungsstation minimieren wir noch einmal das Risiko, dass sie zurück an den Start müssen.

Im Regenwald bleiben wildlebende Jungtiere so lange bei ihrer Mutter, bis sie alleine klarkommen. Von ihr lernen sie alles und die Mutter wacht darüber, dass sie nicht zu übermütig werden. «Es geschieht sehr selten, dass wilde Orang-Utans so abstürzen wie Megaloman, dass sie sich etwas brechen, aber hin und wieder entdecken wir auf Röntgenbildern von Orang-Utans verheilte Brüche», so Brigitte Spillmann, Programmverantwortliche Indonesien bei PanEco. Bei den kleinen Orang-Utans, die oft sehr jung zu uns in die Auffang- und Pflegestation gebracht werden, übernimmt unser Team vor Ort die aufwändigen und langen Vorbereitungen auf die Auswilderung. Ein neues wissenschaftsbasiertes System sichert die Entscheidung, wann ein Orang-Utan bereit für die Auswilderung ist, noch mehr ab.

Aller Anfang ist schwer: Die ersten Versuche unternehmen die Kleinsten am Klettergestell vor der Klinik – immer in der Nähe der Tierpflegerinnen.
Sind sie etwas älter, geht es ab in die Regenwaldschule. Doch auch da braucht es oft die motivierende Präsenz der Tierpflegerinnen.

Essenziell sind vor allem die Fähigkeiten zu klettern und ein sicheres Nest für die Nacht zu bauen und geeignete Nahrung von ungeeigneter zu unterscheiden. Um gefährliche Abstürze zu vermeiden, werden die jungen Orang-Utans ganz langsam ans Klettern gewöhnt. Die Allerkleinsten bekommen ein kleines Klettergestell aus Zweigen, in das leckere Früchte gehängt werden. Später, in der Regenwaldschule, üben sie zunächst in geschützten Gehegen und später dann in grösseren Bäumen. Obwohl ihnen der Drang zum Klettern angeboren ist, brauchen junge Orang-Utans einige Jahre, bis sie auch die höchsten Bäume sicher bewältigen können und sich hoch oben in den Wipfeln von Baum zu Baum bewegen können.

Mit den Jahren gelingen dann auch die schwierigeren Manöver hoch oben in den Baumwipfeln der Regenwaldschule.

Auch die Freilassung in der Auswilderungsstation in Jantho geschieht sicherheitshalber in mehreren Etappen. Megaloman war noch im geschützten Bereich, in dem die Tiere wieder in ihre Gehege zurückkehren. Der Fluss fungiert als natürliche Barriere und verhindert, dass sie zu einem Zeitpunkt in die Freiheit ziehen, an dem sie noch nicht bereit sind. Immer wieder zeigt sich, wie wichtig diese zusätzliche Sicherheitszone, die Regenwaldschule für Fortgeschrittene, ist. «Es kann vorkommen, dass die Jungtiere im Nesterbau dann doch noch nicht so routiniert sind oder dass sie sich den Magen verderben, wenn sie sich zum ersten Mal vollständig von Wildfrüchten und Blättern ernähren», erklärt Brigitte Spillmann.

Rund drei Monate lang beobachtet man die Orang-Utans genau, wie sie sich verhalten und wie sicher sie klettern. Erst dann werden sie auf die andere Seite des Flusses gebracht, wo der Weg in den Regenwald frei ist. Nur alle paar Jahre kommt es vor, dass ein Orang-Utan aus der Auswilderungsstation wegen einer schlimmeren Verletzung zur medizinischen Behandlung zurück in die Auffang-und Pflegestation gebracht werden muss.

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