Eine Häuserzeile mitten im Wald
Etwa zwei strapaziöse Stunden Fahrt mit einem Offroader liegt die Auswilderungsstation vom Rand des Jantho Pine Forest Nature Reserve entfernt tief im Regenwald – bei Starkregen oder einer Autopanne können es auch einige Stunden mehr sein. Hier sind an jedem Tag des Jahres rund 15 Mitarbeitende stationiert, die mit verschiedenen Aufgaben betreut sind. Die Station besteht aus sieben aneinander gebauten Häusern. Vorne sind sie durch eine gedeckte Veranda verbunden, hinten führt ein gedeckter Weg zu den Waschanlagen und Aufbewahrungsräumen. Es gibt zwei Aufenthaltsräume, eine Küche und einen Essraum, Schlafräume für das Team und die Gäste sowie einen Raum für die Tierärzte. In ein paar ebenfalls gedeckten Unterständen können die Offroader und Motorräder, mit denen die Mitarbeitenden anreisen, im Trockenen gewartet werden. Das Leben gestaltet sich sehr einfach, es hat zwar Solarstrom und fliessendes Wasser, aber keine Internetverbindung.

10 Tage Schicht, 5 Tage frei
In der Station arbeiten pro Schicht ein Stationsmanager, eine Veterinärin, eine Köchin, ein Fahrer sowie das Post-Release-Monitoring-Team, das die Orang-Utans nach ihrer Auwilderung überwacht. Weil der Weg extrem beschwerlich ist und die Tage früh am morgen beginnen und erst in der Nacht enden, bleiben die Mitarbeitenden immer zehn Tage im Wald, bevor sie für fünf Tage zurück zu ihren Familien gehen. Rosa, unsere Veterinärin, stammt allerdings ursprünglich aus Jogjakarta und andere sind in Medan zu Hause. Regelmässig kommt auch die Leiterin des Auswilderungsprogramm, Dr. Citrakasih Nente vorbei. Für die Öffentlichkeit ist der Zugang zum Wald verboten und erfordert eine spezielle Bewilligung.

Um 5 Uhr geht’s los!
Um 5 Uhr ist Tagwacht in der Station. Nach dem Frühstück, vor Tagesanbruch um 6 Uhr, macht sich das Monitoring-Team auf den Weg zu den Orang-Utan-Nestern, um rechtzeitig dort zu sein, wenn die Orang-Utans aufstehen und in den Wald ziehen. Einige Tiere übernachten auch noch in den Gehegen, die für sie bereitstehen, bis sie sich daran gewöhnt haben, ihr Nest für die Nacht zu bauen.



Das Pre-Release-Team macht sich zur selben Zeit auf den Weg, um die Orang-Utans zu versorgen, die erst vor kurzem angekommen sind. Sie leben zu ihrer eigenen Sicherheit noch in nahegelegenen Gehegen, werden aber nach und nach an das zur Verfügung stehende Futter gewöhnt und sorgfältig vorbereitet.

Die Aufgabe der Tierärztin
Rosa ist die Veterinärin der Station und wechselt sich mit Khim ab. Nach dem morgendlichen Überblick geht sie zurück in die Station, um die Foodreserven für die Orang-Utans zu kontrollieren, die Futterpläne zusammenzustellen und verschiedene Untersuchungen an den Fäkalien der Orang-Utans vorzunehmen. Die Proben, die vom Monitoringteam gesammelt werden, liefern wichtige Informationen über die Ernährung, die Verdauung und den möglichen Befall von Parasiten oder Würmern. Sie analysiert die Daten, die das Monitoringteam über die Fortschritte im natürlichen Verhalten der Tiere täglich sammelt und entscheidet zusammen mit den anderen Veterinären, wann der Zeitpunkt für die Auswilderung jedes Tieres gekommen ist.

Der Abend: Reporting, Brettspiele und Filmabende

Erst wenn die Orang-Utans ihre Nester gebaut haben, kommt das Post-Release-Team zurück zur Station. Je nachdem, wie weit die Tiere in den Wald gewandert sind, kann das ein langer Marsch sein. Deshalb beginnt das Debriefing erst um 20 Uhr, wenn sich alle treffen, ihre Daten abliefern und von den Vorkommnissen des Tages berichten. Erst dann geht es zum gemütlichen Teil über: Brettspiele, Minibilliard oder Filme schauen sind beliebte Beschäftigungen.
